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Verkehrssicherheitsberater Uwe Grub schlägt Alarm

Disziplin der Autofahrer lässt zu wünschen übrig

16.02.2022

Preisfrage: Was haben der Fußgängerüberweg am Lessingdamm, derjenige am Kreisel in der Ortsmitte Oberbexbach und jener am Dorfplatz Frankenholz gemeinsam? Richtig: Alle drei genannten Stellen fallen in die Rubrik „Lebensgefährliche Orte“. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eines der Kinder hier unter einem Auto liegt“, schlägt der Verkehrssicherheitsberater und Polizeioberkommissar Uwe Grub Alarm. Das, was er in den letzten Wochen im Rahmen seiner Verkehrs-Unterrichtseinheiten mit den Erstklässlern der Bexbacher Grundschulen an den Haupt-Verkehrsüberwegen erlebt hat, macht ihn sichtlich fassungslos und lässt ihn inzwischen an der Existenz eines gesunden Menschenverstandes zweifeln. „Es ist eine Katastrophe mit den Autofahrern, die die Kinder hier stehen sehen und einfach weiterfahren“, macht er sich Luft. Beim Ortstermin wird schnell klar, dass Grub keineswegs übertreibt. Während er am Straßenrand noch einzeln die Kinder an die erlernten Verhaltensweisen erinnert (Hand ausstrecken, nach links schauen, nach rechts schauen, nochmal nach links, zur Fahrbahnmitte laufen, nach rechts schauen und weiter), mangelt es vielen Autofahrern an einem einzig richtigen Verhalten: Anhalten. Mehrfach ist von Grub ein lautes „Das gibt’s doch nicht!“ zu hören.

Und mehrfach schrillt seine Trillerpfeife auf dem Lessingdamm und hallt durch die Grüne Lunge. Dass dennoch Autofahrer einfach weiterfahren irritiert zugegebenermaßen auch die Verfasserin dieser Zeilen, und bestätigt Grubs Auffassung: „Viele haben überhaupt kein Unrechtsbewusstsein. Es ist sehr schlimm.“ Was ihn mächtig auf die Palme bringt, sind die unfruchtbaren Diskussionen mit Ertappten und deren Ausreden: „Die Sonne hat geblendet“, „Das Kind hat den Arm nicht hoch genug gehalten“, „Es hat mir zu lange gedauert mit dem Nach-Links-und-Rechts-Schauen“. „Und dann fangen die auch noch mit mir an zu diskutieren. Was sich hier in den letzten Tagen abgespielt hat, ist sehr sehr enttäuschend“, so Grub, der inzwischen mehreren Generationen von Schülern das sichere Verhalten im Straßenverkehr beigebracht hat, aber an den Fähigkeiten der erwachsenen Verkehrsteilnehmer zunehmend verzweifelt. Dabei sei es so einfach: Langsam an einen Zebrastreifen heranfahren und wenn da jemand steht, der erkennbar die Straße überqueren will, dann hat derjenige Vorrang. Was wurde in der Vergangenheit nicht alles unternommen, um Autofahrer für diese Bereiche zu sensibilisieren: Hinweisschilder auf Überwege, 30-km/h-Schilder zur Temporeduktion, von vielen Menschen gespendete Streetbuddys, Schülerlotsen, erwachsene Verkehrshelfer und das Training mit sichtbarer Polizeipräsenz. Und all das soll nicht fruchten? Offensichtlich ist das so.

Denn auch Susanne Kroth, deren 1. Klasse von der Grundschule Bexbach wir in der Lessingstraße begleiten durften, hat festgestellt: „Nur einer von drei Autofahrern hält an.“ Die naturgemäß noch behüteten Erstklässler kämen noch gar nicht auf die Idee, sich darüber zu beschweren, „aber die Schüler der höheren Grundschulklassen tun das schon.“ Kroth und ihre Kolleginnen und Kollegen mussten in der Vergangenheit selbst immer wieder feststellen, dass man seltsam und kopfschüttelnd angeschaut wird, wenn man nur versucht, mit den Fahrern zu reden. Schlimmer noch sind die Verkehrshelfer dran. Sie werden zum Teil schlichtweg ignoriert. Grub: „Wir haben in der Galileo-Schule ältere Schüler, die sich dafür zur Verfügung stellen. Die berichten mir, dass sie mitten auf der Straße stehen und dann Fahrzeuge kommen, die im Slalom und über den Bürgersteig einfach an ihnen vorbeifahren. Das muss man sich mal vorstellen.“ In Oberbexbach und Frankenholz sei die Situation nicht besser. Im Gegenteil. „Aus Richtung Höchen kommend geben Fahrer meistens Gas und dann fliegen die förmlich am Zebrastreifen vorbei. Das ist Wahnsinn“, befürchtet Grub das Schlimmste. „Vor allem die Schüler sind auf die Disziplin der Autofahrer angewiesen. Doch gerade die lässt zu wünschen übrig.“ Ein richtiges Schlusswort hat er nicht wirklich parat. Passend wäre vielleicht: „Es kommt auf uns alle an. Auf unsere Achtsamkeit, Vorsicht und Rücksicht.“

 

Fotos: R. Kappler

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