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Ort für besondere Gespräche

Im Beeder Biotop steht eine Bank mit außergewöhnlicher Nachbarschaft

10.08.2025

  • Es ist ein besonderes Telefon. Hier darf man sich Luft machen. Schimpfen, lachen, weinen, jemand mal so richtig die Meinung  sagen oder einfach nur Unsinn reden. Ein Ort an dem man alles sagen darf, ohne etwas sagen zu müssen
  • „Ein Ort für besondere Gespräche“ ist eine Bank mit Telefon im östlichen Teil des Beeder Biotops
  • In der Ferne grasen Wildpferde, sogenannte Koniks

Am östlichen Rand des Beeder Biotops, weit weg von den bekannten Wegen durch das bekannte Naherholungsgebiet, wo Maisfelder in sanfte Wiesen übergehen und der Himmel weit und offen ist, steht neben einem Baum eine einladende Bank. 

Vor der Bank erstreckt sich ein friedliches Panorama. In der Ferne grasen kleine Wildpferde, sogenannte Koniks, in ihrer robusten Gelassenheit. Etwas weiter rechts ziehen Wasserbüffel durch die feuchten Wiesen, gemächlich, und kraftvoll. Weit im Hintergrund sind die Kaiserstraße und der Zollbahnhof zu sehen. Doch das Besondere an dieser Bank ist nicht nur der Ausblick, sondern ein altertümliches Telefon, das an einem kleinen Holztableau direkt daneben am Baum angebracht ist. Die Aufschrift darauf lautet: „Nur für Selbstgespräche“. Der Hörer ist schwer, aus Bakelit, mit sichtbaren Gebrauchsspuren. Man nimmt ihn in die Hand, ganz automatisch, und schon beginnt das Kopfkino. Dieses Telefon ist nicht angeschlossen – zumindest nicht im technischen Sinne. Es ist ein Instrument für das Unsichtbare: Gedanken, die man nie aussprechen konnte. Wut, die man heruntergeschluckt hat. Worte, die man jemandem nie sagen konnte – oder wollte. Es ist ein Telefon der besonderen Art. Hier darf man sich Luft machen. Schimpfen, lachen, weinen, sich verabschieden, verzeihen oder auch einfach nur Unsinn reden. Niemand hört zu, niemand urteilt. Ob ein imaginäres Gespräch mit einem verstorbenen Freund, ein klärender Monolog an das Leben selbst oder einfach ein Moment der Selbstreflexion – das Telefon ist offen für alles, was sonst keinen Platz findet. Der Clou dieser ungewöhnlichen Ruhebank liegt also in der Verbindung zweier Welten. In der Weite die schöne Natur und nach Innen die Möglichkeit, sich selbst zu begegnen – ehrlich, frei und ohne Erwartung. Die Bank steht da. Still, wartend, offen. Die Büffel und Wildpferde ziehen vorbei. Das Telefon bleibt. Es klingelt nie – und doch wird hier mehr gesagt, als an vielen belebten Orten.

Vielleicht ist das der wahre Wert dieser kleinen Besonderheit am Rande des Beeder Biotops. Ein Ort, an dem man alles sagen darf, ohne etwas sagen zu müssen. © Heinz Hollinger



Bilder: Heinz Hollinger
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