Erinnern Sie sich noch?Diesmal: „Die Schipp“ - Ein Bretterbau wurde zur Legende10.11.2025„Erinnern Sie sich noch?“ – Diese Frage haben wir uns alle schon das eine oder andere Mal gestellt, wenn uns ein Bild, ein Geruch oder ein vertrautes Geräusch in die Vergangenheit zurückversetzt. Unsere neue Rubrik lädt dazu ein, genau das zu tun: in Erinnerungen schwelgen und gemeinsam mit uns einen Blick auf die Vergangenheit unserer Stadt werfen. Gelegentlich präsentieren wir Ihnen ein historisches Foto, das einen besonderen Moment aus der Geschichte unserer Stadt festhält. Es sind Bilder, die uns an prägende Ereignisse, kleine Alltagsgeschichten oder große Veränderungen erinnern, die die Stadt damals, und auch uns, geprägt haben. Manche Fotos mögen längst vergessene Geschichten erzählen, andere wiederum wecken lebendige Erinnerungen an vergangene Zeiten. Wir freuen uns darauf, mit Ihnen, liebe Leser, auf eine visuelle Zeitreise zu gehen. Sind Sie dabei? Dann lassen Sie uns gemeinsam in die Vergangenheit eintauchen und entdecken, was diese Bilder uns noch heute zu sagen haben.
Nach dem 2.Weltkrieg lag ein großer Teil der Homburger Innenstadt in Trümmern. Besonders schwer getroffen war die Kirchenstraße. Wo einst Häuser standen, klaffte an der Ecke zur heutigen Schanzstraße eine Lücke – und gerade dort entstand eines der wohl ungewöhnlichsten, aber auch bekanntesten Lokale der Nachkriegszeit: Ein Bretterbau, zunächst nur als Provisorium gedacht, doch bald tief verwurzelt im Alltagsleben der Stadt. Das Gebäude selbst war alles andere als repräsentativ: Eine einfache Baracke, rasch zusammengezimmert, um der zerstörten Innenstadt zumindest ein Stück Normalität zurückzugeben. Der Namen des Lokals, nämlich „Berliner Hof“ stand im krassen Gegensatz zu seinem doch etwas erbärmlichen Aussehen. Kein Wunder, dass die Kneipe im Sprachgebrauch schon bald einen neuen Namen bekam: „Die Schipp“. Und was sich dort entwickelte, machte den Bretterbau schnell zu einer Legende. Es war kein Restaurant, keine Kneipe im klassischen Sinne, sondern ein Ort, an dem das einfache Leben zelebriert wurde – direkt, ungeschönt und herzlich. Besonders die Arbeiter der umliegenden Betriebe fanden hier ihren Platz. Vor und nach den Schichtwechseln war „Die Schipp“ Treffpunkt und Raststätte zugleich. Schon vor der Frühschicht, also vor 6 Uhr morgens, stärkte man sich hier mit einer Kleinigkeit und traf dabei auf die Kollegen die gerade von der Nachtschicht kamen. Nach Feierabend und nach der Spätschicht suchte man oft bis weit nach Mitternacht Geselligkeit bei Karlsbergbier und deftiger Hausmannskost. Einfache Speisen, die perfekt zur Atmosphäre passten und ehrliches, dem Ansturm entsprechend schnell gezapftes Bier in einfachen Gläsern. Kein Pils! „Karlsberg Export“ nannte sich der Gerstensaft unserer Homburger Brauerei, der hier aus dem Zapfhahn floss! „Die Schipp“ war mehr als ein Provisorium: Sie war Treffpunkt, Wohnzimmer, Diskussionsforum und Stammtisch zugleich. Hier wurde gezecht, geraucht, gescherzt, diskutiert und manchmal auch gestritten – doch immer in einer Gemeinschaft, die von Zusammenhalt geprägt war. Gerade in den schweren Jahren des Wiederaufbaus bot „Die Schipp“ vielen Menschen ein Stück Geborgenheit und Normalität. Noch bis in die 70er Jahre gab es das legendäre Lokal. Doch irgendwann verlor das Provisorium seine Funktion. Schließlich verwaiste der Bretterbau bis er eines Tages plötzlich abbrannte. Das war dann gleichzeitig der Start zur Neugestaltung der Ecke Kirchen-/Schanzstraße, wie wir sie heute kennen. Doch „Die Schipp“ blieb in Erinnerung. Viele Homburger erzählen noch heute von dem ganz besonderen Charme dieses Lokals, das eigentlich nie für die Ewigkeit gedacht war. So wurde aus einer einfachen Holzhütte eine Legende der Nachkriegszeit – ein Stück Stadtgeschichte, das bis heute nachhallt.
Die Reihe wird in lockerer Folge fortgesetzt. © Hollinger Bilder: Archiv Hollingerzur Übersicht Sie möchten eine Werbeanzeige schalten?Rufen Sie uns gerne unter +49 (0) 68 41 / 61 40 5 an oder nutzen Sie unser Kontaktformular.BagatelleDie Homburger StadtzeitungSeit Oktober 2019 bieten wir Ihnen auch an, die Bagatelle online zu lesen. Klicken Sie einfach auf den unten stehenden Link, um dann kostenfrei die Bagatelle als PDF lesen zu können. Um künftig noch schneller und aktueller zu sein, werden wir auch online für Sie noch präsenter sein. Viel Spaß wünscht Ihnen das Team der Homburger Stadtzeitung! Online-Ausgabe
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