"Der Tausendfüßler" Manfred SchneiderEin Leben im Dienste der Gemeinschaft09.05.2025Ob in der Verwaltung, in der Politik, im Ehrenamt oder im direkten Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern – Schneider war über Jahrzehnte hinweg unermüdlich im Einsatz. Kein Wunder also, dass man ihn im Ort gern "Tausendfüßler" nennt. 45 Jahre war der heute 77-jährige Witwer bei der AOK beschäftigt. „Ein guter Arbeitgeber“, wie er betont, weil er hier relativ flexibel war, was Termine anging. Neben der Arbeit absolvierte er sogar noch ein berufsbegleitendes Studium der Sozialwissenschaften an der Universität Saarbrücken. Seit 1994 war Schneider Ortsvertrauensmann in Homburg-Schwarzenbach. 25 Jahre lang hatte er dieses Amt inne, da er fünfmal gewählt wurde. Eine absolute Seltenheit! Damals kannte er noch alle Leute im Ort, wie er im Interview sagte. „Das Telefon stand nie still. Eigentlich Wahnsinn!“ sagt er und lacht. Heute sei das anders: Viele neue Gesichter, Ärzte und Akademiker sind hierher nach Schwarzenbach umgezogen und der persönliche Draht sei nicht mehr so gegeben. „Damals regelte man noch vieles einfach zwischen Tür und Angel“, erinnert er sich. Als Vermittler kam im Jahr 1999 das Amt des Schiedsmanns dazu. Auf die Frage hin, ob es auch mal lustige Fälle gab, gibt er im Interview zu verstehen: „Lustig war das in keinem Fall - es war schon sehr anstrengend.“ Rund 60 Prozent der Fälle konnte er durch Einigung beilegen. In der Regel waren es Nachbarschaftsstreitigkeiten um zu große Hecken, überhängende Bäume oder Grundstücksgrenzen. Sein wichtigstes Werkzeug bei der Schlichtung war das Saarländische Nachbarschaftsgesetz. „Bei mir gab es keine Gewinner oder Verlierer“, erklärt er. „Das Gesetz ist so gemacht, dass die Gerichte entlastet werden und das hat auch gut funktioniert.“ Doch nicht alle akzeptierten seine Vermittlung. Einige wollten unbedingt weiter klagen. „Sie glauben gar nicht, wie streitsüchtig manche Menschen sein können", sagt er unserem Reporter im Gespräch bei einer Tasse Kaffee. In einem Fall kam es sogar zu einer Tätlichkeit gegen ihn. „Das hat dann das Ordnungsamt geregelt, ganz ohne Polizei. Manche Menschen sind halt so aufgeregt“, sagt er nüchtern. Angst habe er nie gehabt. Zwischen 1984 und 1999 war Manfred Schneider auch Mitglied im Kreistag. In dieser Zeit war er außerdem als Schöffe am Amtsgericht tätig. Zudem engagierte er sich im Obst- und Gartenbauverein, im Vorstand des SV Schwarzenbach und seit 2008 ist er Vorsitzender der AWO Schwarzenbach (=Arbeiterwohlfahrt) und stellvertretender AWO-Kreisvorsitzender. Seine Ehefrau Claudia, die 2021 leider verstarb, arbeitete ebenfalls sozial engagiert bei der AWO in der Lappentascher Straße in Homburg. Heute, mit 77 Jahren, hat Manfred Schneider das Amt des Schiedsmanns niedergelegt. Wenn er zurückblickt, schüttelt er oft den Kopf. „Ich weiß gar nicht mehr, wie ich das alles geschafft habe.“ Aber geschafft hat er es. Mit Herz, Verstand und mit dem festen Willen, für andere da zu sein. Absolut lobenswert, was auch mit der Verleihung der Bundesverdienstmedaille im Dezember 2017 durch den Staatssekretär Jürgen Lennartz zum Ausdruck kam. Manfred Schneider war eben ein Tausendfüßler, immer mit einem offenen Ohr, ganz viel Standvermögen und immer bereit Menschen zu helfen. Seinem Nachfolger als Schiedsmann, Axel Obernesser, gibt er einen klaren Rat mit auf den Weg: „Viel Glück und noch mehr Geduld braucht man für diese Tätigkeit sowie sehr viel Lebenserfahrung.“ Wir von der Redaktion bedanken uns bei Herrn Schneider für seine unermüdliche Art und unser Reporter bedankt sich zudem für das aufschlußreiche Gespräch beim Interviewtermin und den ihm spendierten guten Kaffee. Text: Chris Ehrlich Bilder: Chris Ehrlich zur Übersicht Sie möchten eine Werbeanzeige schalten?Rufen Sie uns gerne unter +49 (0) 68 41 / 61 40 5 an oder nutzen Sie unser Kontaktformular.BagatelleDie Homburger StadtzeitungSeit Oktober 2019 bieten wir Ihnen auch an, die Bagatelle online zu lesen. Klicken Sie einfach auf den unten stehenden Link, um dann kostenfrei die Bagatelle als PDF lesen zu können. Um künftig noch schneller und aktueller zu sein, werden wir auch online für Sie noch präsenter sein. Viel Spaß wünscht Ihnen das Team der Homburger Stadtzeitung! Online-Ausgabe
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