Auslöser war eine Initiative der Deutschen Umwelthilfe, die sich mit der Forderung an Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) gewandt hatte, das private Böllern zum Jahreswechsel generell zu verbieten. Durch wenige und einfache Änderungen der Sprengstoffverordnung könne die Ministerin umweltschädlichem Feuerwerk schnell ein Ende setzen, argumentiert die Organisation und verweist dabei auf eine Umfrage, wonach die Mehrheit der Deutschen für ein Böllerverbot zu Silvester sei.
Von einer solchen Reglementierung, die deutlich in den privaten Bereich gehe, hält Bürgermeister Michael Forster zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts. „Ich finde es sinnvoll, dass wir uns frühzeitig mit dem Thema befassen, bin aber kein Freund von Schnellschüssen“, kommentiert der Homburger Verwaltungschef. Das Thema sei „sehr vielschichtig“, müsse deshalb auch von sehr unterschiedlichen Aspekten aus gedacht werden. „Purer Aktionismus wäre der falsche Weg.“
Gerade in den zurückliegenden beiden Jahren habe Corona dazu geführt, dass die Politik sehr stark in den privaten Bereich des Einzelnen habe eingreifen müssen. „Bei vielen ist so der Eindruck entstanden, als wolle der Staat und seine Einrichtungen dem Einzelnen jeden Spaß verleiden“, beschreibt Forster seine Wahrnehmung. Dem müsse man entgegentreten. „Wir dürfen den Bürgerinnen und Bürger nicht alles verbieten“, lautet sein Credo. Ganz im Gegenteil solle man darauf vertrauen, dass die Bürgerinnen und Bürger durchaus ein Gefühl dafür hätten, wie sie mit der aktuellen Lage verantwortungsvoll und sehr individuell umgehen können. Der Politik – auch der eigenen – empfiehlt Forster ein Mehr an Sensibilität und Verständnis. Er mahnt die Bereitschaft an, auf die Gefühle, auf die Wünsche und auch lieb gewonnene Traditionen der Menschen einzugehen.
In Homburg zeigt sich dies beispielsweise daran, dass zu keiner Zeit auch nur ansatzweise darüber diskutiert worden war, zum Beispiel den am Freitag kommender Woche beginnenden Nikolausmarkt ausfallen zu lassen oder im Programm zu beschneiden. In Sachen Weihnachtsbeleuchtung war man sich - nicht zuletzt aufgrund der bereits erfolgten Umstellung auf LED-Beleuchtung - parteiübergreifend ebenfalls sehr schnell einig, keine Einschnitte vorzunehmen. Weder vor dem Hintergrund der Energiekrise noch vor dem Hintergrund der noch immer anhaltenden Pandemie. „Für viele ist die Budenstadt auf unserem historischen Marktplatz etwas Heimeliges, und auch die stimmungsvolle Weihnachtsbeleuchtung gehört für viele dazu - das muss man einfach in der Entscheidungsfindung und beim Abwägen berücksichtigen.“
In der Frage eines potenziellen „Böllerverbotes“, über das zu diskutieren bislang noch keine der im Stadtrat vertretenen Fraktionen für die nächste Sitzung am 15. Dezember beantragt hat, verhalte es sich übrigens ähnlich. „Viele haben Spaß daran, und es gibt aus meiner Sicht aktuell keinen hinreichenden Grund, das laute Treiben, die Raketen und die Illumination an Silvester komplett zu verbieten“, sagt Forster. Er habe natürlich Verständnis für die Naturschützer, die dagegen Sturm laufen. Und auch die Argumentation von Ärzten und Pflegenden könne er mit Blick auf die Situation in den Krankenhäusern selbstverständlich nachvollziehen. Es gelte aber auch, die Sorgen der Hersteller und der Gewerbetreibenden – insbesondere nach dem generellen Böllerverbot beim letzten Jahreswechsel – zu akzeptieren, die von der Produktion und dem Verkauf des Sortimentes lebten. Und nicht zuletzt spiele die Freude und die Begeisterung für das laute Knallen und die bunten Funken am Himmel eine Rolle – bei denen, die ganz einfach Spaß daran haben. „Für mich bedeutet dies, dass das jeder für sich selbst entscheiden können muss und soll.“
Wie vielschichtig eine Entscheidung durch die Kommunen und wie unterschiedlich die Herangehensweise ist, zeigt der Blick auf die deutsche Landkarte, wo sich Städte und Gemeinden sehr unterschiedlich positionieren. München beispielsweise plant das Böllern im Bereich des „Inneren Rings“ zu verbieten, andere Städte (vornehmlich in Bayern und Baden-Württemberg) definieren eine Umweltschutzzone oder auch den engeren Umkreis eines historischen Stadtkernes. „Das ist für uns derzeit keine Überlegung“, unterstreicht Forster, wohlwissend, dass ein wie immer geartetes Verbot oder deutliche Einschränkungen nur dann wirksam seien, wenn auch eine entsprechende Kontrolle erfolge. „Und das können wir definitiv nicht leisten“, sagt der Bürgermeister.
Übrigens: Ein von der Stadt veranstaltetes zentrales Feuerwerk schließt er aus. „Wir haben in Homburg nicht die eine große Feier oder das eine große Event zum Jahreswechsel, wo ein solches Feuerwerk reinpassen würde.“ Insofern verpufft laut Forster die Idee, die andernorts ebenfalls gezündet wird.
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