nach oben

Künstler in der Krise – Heute: Der Künstler Peter Köcher

Hochqualifiziert und Null-Verdienst

08.03.2021

In Bexbach geboren, in Bexbach verwurzelt, in Bexbach schaffend. Freischaffend versteht sich und hauptberuflich obendrein. Als Künstler. Chapeau. Peter Köcher kann stolz auf sich sein und gerne hätte er dieses Gefühl und die Freude über das vollendete 25. Arbeitsjahr als hauptberuflicher Künstler mit Freunden, Bekannten, Gönnern, Sponsoren und Kunden letztes Jahr geteilt. Corona hat dem Ganzen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Mehr noch: Corona hat den Kunstschaffenden quasi schachmatt gesetzt. „Der Produzentengalerie geht es total beschissen“, sagt er. „Seit März dürfen wir dort nichts mehr machen. Am Anfang durfte ich zwar noch auf assen, aber es durften keine Vernissagen und sonstigen Ausstellungen stattfinden.“

Er habe die Zeit bisher überbrückt mit der Vorbereitung von auswärtigen Ausstellungen, „aber die wurden ja auch alle gecancelt.“ Köcher überblickt dabei nicht nur den regionalen Kunstbetrieb, sondern jenen in ganz Deutschland und auch Österreich, wo er mehrfach seine Werke präsentieren durfte und mit öffentlichen Aktionen auf sich aufmerksam machen konnte.

Einzige Ausnahme im letzten Jahr sei noch eine Gemeinschafts-Ausstellung im Künstlerhaus Saarbrücken gewesen und eine im KuBa, dem Kulturzentrum am Eurobahnhof Saarbrücken. Eine Vernissage hatte es dort nicht gegeben und es wurde streng darauf geachtet, dass nur eine begrenzte Besucherzahl zeitgleich die Räume besuchte. Faktisch, so Köcher, könnte man solche Häuser auch während des Lockdown offenhalten, denn erfahrungsgemäß seien ohnehin nie viele Menschen zeitgleich anwesend.

Die Saarbrücker Ausstellung war ein Trostpflaster des Landes für die hauptberuflichen Künstler:
Es wurden einzelne Werke angekauft, die dann im Kultusministerium präsentiert wurden. Anspruch auf eine anderweitige finanzielle Förderung gebe es für Künstler nicht, sagt Köcher, „wir kriegen da keine Unterstützung.“ Im Sommer, während der Lockerungsphase, hatte er noch das Glück gehabt, dass er in Dahn gemeinsam mit Jutta Bettinger Werke zeigen konnte. Mit dem Tag der sich dann wieder verschärfenden Bestimmungen hatten Beide ihre Ausstellung abgebaut. Eine Handvoll seiner Arbeiten hatten neue Besitzer gefunden, unter anderem in Berlin. Der erzielte Erlös helfe als Polster bei der Vorbereitung neuer Ausstellungen, die jedes mal ein paar Tausend Euro kosten. Wann die Nächste sein wird ist ungewiss. Zwar laufe zurzeit die Jahresausstellung Homburger Künstler im Saalbau, doch anschauen könne man sie nicht. Eine eigene Solo-Ausstellung sei immerhin für 2022 in Frankenthal terminiert. Diese hatte bereits letztes Jahr stattfinden sollen als Schlusspunkt des zuvor gewonnenen Perron-Kunstpreises der Stadt Frankenthal.

„Ohne Ausstellung können wir Künstler gar nix machen“, bedauert Köcher.
Trübe Zeiten auch für Peter Köcher. Als hauptberuflicher Künstler ist er auf Ausstellungen angewiesen. Die sind zurzeit nicht möglich. Foto: Rosemarie Kappler

Immerhin kann er noch seine Produzentengalerie nahe der Kirche St. Martin in der Rathausstraße dahingehend nutzen, dass er einen Teil seiner Arbeiten im Raum verteilt hat und seinen Künstlerkollegen Jutta Bettinger, Ingrid Lebong, Gerhard Fassel und Anne Deutsch (sie hatte er vor Jahren zur Kunst gebracht) auch die Möglichkeit der Präsentation bietet. „Anschauen kann man sich die Werke natürlich nur von draußen durchs Schaufenster, aber dafür lasse ich dann nachts das Licht brennen, auch wenn das die Nebenkosten hoch treibt.“ Interessenten, die beim Blick durchs Schaufenster neugierig werden, können sich dann telefonisch melden. Froh ist Köcher darüber, dass die Vermieterin nach dem Lockdown sehr entgegenkommend war und dass es Freunde und Gönner gibt, die die Kosten für die Galerie mitfinanzieren: „Es geht halt nur über Betteln und Sponsoring.“

Die Galerie betreibt er bereits seit sechs Jahren am derzeitigen Standort. Doch schon früher war er mit einer Galerie in der Rathausstraße präsent, damals gegenüber der Glückauf-Apotheke. Das habe sich insbesondere während der Cityfest-Tage ausgezahlt, wenn sich abends noch Festbesucher bei ihm umgetan hatten. Köcher lebt von dem Werksverkauf bei Ausstellungen und von den Nebeneffekten bei Kunstwettbewerben. Auftragsarbeiten, Gebrauchs- und Alltagskunst sind eben nicht sein Ding, da ist er dann doch zu sehr Individualist. Insofern scheut er sich auch davor etwa einen Online-Shop aufzubauen: „Zuviel Arbeit und bringen tut es gar nichts.“ Stattdessen nutzt er die derzeitige Zwangs-Pause dazu, die normale Internetpräsenz und Instagram-Seite zu pflegen, sich mit Texten auf den Seiten des Berufsverbandes Bildender Künstler im Gespräch zu halten, Dokumentationen, Flyer und Kataloge zu erstellen und künftige Ausstellungen vorzubereiten. Das Schaffen im heimischen Atelier im Steigerweg sei kaum möglich: „Fast allen von uns geht es ähnlich: Als sensible Menschen haben wir einfach keine Muse. Ich würde nur schwarzes Zeug malen. Ich kann nichts machen. Also hocke ich am Computer und mache die Arbeiten, für die ich keine Zeit habe, wenn ich am Vorbereiten einer Ausstellung bin.“ Der Wegfall von Ausstellungen wirkt sich bei Künstlern wie Peter Köcher auch auf die Tantiemen aus. Ausgeschüttet wird von der Verwertungsgesellschaft Bild/Kunst nur für die Präsentationen.

Im Laufe seines hauptberuflichen Künstlerlebens waren das bislang über 120, fünf pro Jahr. Nun hofft Köcher auf die Lockerungen. Dann will er möglicherweise sein Jubiläum mit einer Ausstellung und einem Konzert nachfeiern. Und wenn es die Situation erlaubt, dann will er ab Sommer die Produzentengalerie in der Rathausstraße auch wieder zum Atelier umfunktionieren und sich dann bei der Arbeit über die Schulter schauen lassen. Die Schaffenskraft will er dann auf die Erweiterung seiner Werkserie AUFZeichnungen verwenden.

zur Übersicht

Sie möchten eine Werbeanzeige schalten?

Rufen Sie uns gerne unter +49 (0) 68 41 / 61 40 5 an oder nutzen Sie unser Kontaktformular.

Bagatelle

Die Homburger Stadtzeitung


Seit Oktober 2019 bieten wir Ihnen auch an, die Bagatelle online zu lesen. Klicken Sie einfach auf den unten stehenden Link, um dann kostenfrei die Bagatelle als PDF lesen zu können. Um künftig noch schneller und aktueller zu sein, werden wir auch online für Sie noch präsenter sein. 

Viel Spaß wünscht Ihnen das Team der Homburger Stadtzeitung!

Online-Ausgabe  
© 2025 - Bagatelle Homburg
Datenschutz       Impressum