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Das Saarpfalz Jahrbuch 2022 ist erschienen

Ein bunter Strauß von Geschichten nicht nur zur Geschichte

08.12.2021

Kein Zweifel, die Saarpfalz Jahrbücher erfreuen sich großer Beliebtheit, weil ihre Autoren es immer wieder verstehen aus verschiedenen Blickwinkeln als selbstverständlich geltende Überlieferungen und Strukturen zu beleuchten. Die Saarpfalz Jahrbücher mögen zwar mit ihren Inhalten manchen Menschen als antiquiert und altbacken erscheinen, als provinziell und aus der Zeit gefallen, doch faktisch konservieren sie eben jene Zeit und vergangenen Epochen und schlagen die Brücke hin zum Jetzt. Auch das nun vorgestellte Saarpfalz Jahrbuch 2022 baut solch eine Brücke. Im aktuellen Corona-Jahr lenkt etwa Helmut Lambert in seinem Beitrag über den Dunggips-Abbau in Altheim den Blick auf Dr. Friedrich Christian Boecking, der sowohl unter Herzog Karl II. August wie auch in der späteren Bayernzeit bestellter Amtsarzt war und als einer der ersten Ärzte mit Impfungen erfolgreich die Blattern und Pocken bekämpfte. Ein (Impf)Thema, das aktueller nicht sein könnte. Spannende Bögen werden auch im Themenkomplex Architektur geschlagen. Hier das schlichte Tagelöhnerhäuschen in Erfweiler, dort der hypermoderne Sakralbau der Fronleichnamskirche in Homburg. In den Fokus geraten Land- und Forstwirtschaft, Kohle- und Gipsabbau, und die Menschen, die dahinter standen mit Durchhaltevermögen und Verantwortungsbewusstsein, und die mit Unternehmergeist Menschen in Arbeit brachten, wie etwa der Rohrbacher Nudelfabrikant Georg Paul.

Das Jahrbuch offenbart vieles davon, wie die Menschen früherer Jahrhunderte mit der Landschaft umgegangen sind und baut die Brücke zur heutigen Biosphäre. Es erinnert an die heidnischen und christlichen Wurzeln der hiesigen Kultur und lenkt den Blick auf die überall noch sichtbaren Zeugen wie Engel und Teufelsfratzen, beschriftete Türstürze und Wegekreuze. Es akzentueirt aber auch Traditionsfeste (Lyonerfeschd) und fokussiert auf Ur-Gesteine der lokalen Beat-Bewegung (Chris & Albert). Erinnerungen an frühere „Bildunszentren“ wie die Homburger Hohenburgschule und die katholische Knabenschule Ensheim werden lebendig.

Wie modern „Gesundheitsvorsorge“ vor 300 Jahren bereits war wird am Bericht von Jutta Schwan deutlich, die auf den Zweibrücker Herzog Christian IV. abstellt, der ein Gesetz gegen „habituierte Söffer“ bewirkte, um die sozialen Folgen dieser heute Nummer 1 unter den Suchtkrankheiten zu vermeiden. Für Martin Luckas, den Laudator bei der Buchpräsentation und früheren Geschäftsführer des Landkreistages Saarland, gibt es persönlich zwei herausragende Geschichten. Diejenige von Jürgen Karl Neumann, der den Nazi-Schergen Franz Ehrmanntraut aus Wörschweiler in den Blickpunkt nimmt. Ehrmanntraut war in den Konzentrationslagern Mauthausen und Natzweiler-Struthoff an Misshandlung und Tötung von Häftlingen beteiligt. Und beeindruckend fand Luckas auch den Beitrag von Martin Baus über Konrad Kötz, den Freigeist von der Limbacher Brücke, der die Pfälzische Revolution und die demokratischen Bestrebungen unterstützte. Luckas selbst gab Themenanregungen für das nächste Jahrbuch: Wie wäre es mit einem Rückblick auf 50 Jahre Gebietsreform und was sie mit den Gemeinden gemacht hat? Als verantwortlicher Redakteur lud Martin Baus den Laudator umgehend zur Mitarbeit ein.

Eine Mitarbeit, die keineswegs nur einfach ist. Ein Thema auf drei bis vier Seiten abzuhandeln, das sei schon eine Aufgabe. Und den Austausch mit den Autoren in Corona-Zeiten via Internet zu pflegen sei sehr zeitintensiv. Dennoch war es gelungen, auch das aktuelle Jahrbuch vor dem beginnenden Advent herauszubringen. Am Design wurden ein paar Änderungen vorgenommen. Was den Inhalt betrifft, da bemühte Baus dann den Schriftsteller Mark Twain: „Das Buch enthält eine beträchtliche Fülle an Informationen; ich bedauere das zutiefst, aber es ging nicht anders.“ Die Seitenzahl 222 passe exakt zur Jahreszahl, am Preis wurde noch nicht gedreht. Im kommenden Jahr wird dies wohl anders sein. Einige Autoren blicken dennoch bereits weit in die Zukunft. Heinz Weinkauf etwa habe bereits seine Beiträge für 2025 fertig. Für Landrat Dr. Theophil Gallo lohnen die Jahrbücher immer: „Man kann den Kreis immer wieder von der ein oder anderen Seite betrachten, Dinge aufnehmen, die so langsam aus dem Blick geraten; wir haben eine interessante Geschichte. Wenn das aus profunder Feder kommt, dann hat man etwas in der Hand.“ Er selbst ist diesmal als Autor mitvertreten, berichtet, über die Bedeutung von gelebten Partnerschaften zu anderen Regionen und vertritt die Auffassung, dass solche Partnerschaften als gesetzlicher Auftrag im Kommunalrecht verankert werden sollten.

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